Ein Beitrag von Ilayda zur Geschichte „Die Liebenden von Teruel“
„Isabels Vater akzeptierte Diego aufgrund seiner finanziellen Lage nicht und verheiratete seine Tochter stattdessen mit einem Mann, den sie nicht liebte. Dass beide, Tochter und abgewiesener Schwiegersohn, nicht hätten sterben müssen, wenn sie doch nur von Anfang an den Segen für ihre Ehe bekommen hätten, ahnte er in dem Moment natürlich nicht.“
Was wir hier etwas übertrieben dargestellt haben, war früher völlig normal.
Heutzutage widerspricht eine Zwangsheirat jeglichen Menschenrechten. Freiheit, Selbstbestimmung und Geborgenheit verlieren aber die meisten, wenn sie in den Bund der Ehe gezwungen werden. Und trotzdem soll das laut der Studie „Forced marriage from Genfer perspective“ in 12 von 28 EU-Mitgliedsstaaten der Fall sein! Dabei kann man ausgehen, dass es ebenfalls genug unbekannte Fälle in anderen Ländern gibt. Ergeben hat die Studie auch, dass vor allem junge Frauen und Kinder davon betroffen sind. Allein in Berlin sind in den letzten Jahren hunderte Fälle bekannt geworden und auch in anderen Gegenden Deutschlands. Auch in anderen Ländern Europas wie Dänemark und Spanien kann man zahlreiche Berichte darüber finden.
„Warum?“ fragt man sich empört. Warum werden diese Menschen ins Unglück gestürzt, wenn doch jedem klar ist, dass das alles gegen ihren Willen passiert? Da können mehrere Gründe mitspielen. Einige Menschen sind schlichtweg nicht aufgeklärt darüber, dass Zwangsheirat eine Straftat ist. Andere ziehen traditionelle oder religiöse Zusammenhänge heran, um ihre Kinder einfach mit Leuten zu verheiraten, die ihnen in den Sinn kommen. Arrangierte Ehen, die manchmal schon vor der Geburt der Braut oder des Bräutigams feststehen, gibt es natürlich auch. Und eigentlich können auch zig andere Gründe dazugeschrieben werden, doch klar ist, dass keiner von ihnen Grund genug sein darf …
Was macht man, um das alles zu bekämpfen?
Es ist nicht so, dass die EU nichts dagegen unternimmt. Ganz im Gegenteil sogar. In den letzen Jahren wurde nicht nur beschlossen, dass eine Zwangsehe strafbar für die Verantwortlichen ist. In zahlreichen Mitgliedsstaaten wie Spanien und Frankreich wurde das Mindestalter für eine Ehe höher geschraubt, da die Betroffenen dann eher zurechnungsfähig sind. Auch wird nicht mehr jede Ehe der Einreisenden anerkannt. Das ist zum Beispiel für die Menschen gut, die verheiratet in die EU kommen und dabei aber eigentlich noch nicht hätten heiraten dürfen. In Deutschland werden beispielsweise Ehen zwischen dem Paar aufgelöst, wenn der eine damals in seinem Land als Minderjähriger verheiratet wurde oder noch nicht sein Mindestalter erreicht hatte. Auch gibt es mittlerweile zahlreiche Hilfsorganisationen weltweit, die auf das Thema aufmerksam machen und den Betroffenen auf verschiedene Weisen helfen sich ein neues Leben aufzubauen.
Wenn ihr jemanden kennt, der davon betroffen sein sollte oder ihr vielleicht selbst ohne eure Mitbestimmung verheiratet werdet, dann könnt ihr euch z.B. Rat und Hilfe unter www.scheherazade-hilft.de holen.
Quellen:
https://www.gwi-boell.de/de/2016/04/11/eu-parlament-veroeffentlicht-studie-zu-zwangsheirat-europa
https://www.frauenrechte.de/online/themen-und-aktionen/gewalt-im-namen-der-ehre/aktuelles/archiv/2020-studie-zu-zwangsheirat-in-europa-veroeffentlicht
https://rp-online.de/panorama/deutschland/zwangsehen-und-kinderbraeute-so-geht-europa-mit-kinderheirat-um_aid-17684389
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsheirat