Kaffee, Kuchen, Piccola Pastericca, Paninis und diverse Weine – das Barettino, ein Café in der Reuterstr. 59, das seinen Schwerpunkt in der Nachhaltigkeit hat. Doch was steckt wirklich dahinter? Nur eine billige Verkaufsstrategie oder tatsächlich ein interkulturelles und natürliches Lokal, das auf nachhaltige Speisen und Lebensmittel setzt? Ein würziger Kaffeegeruch zieht beim Betreten des Cafés unsere Aufmerksamkeit an. Wir sind umgeben von den unterschiedlichsten Stimmen und Sprachen. Schon außerhalb des Cafés konnte man den Frieden der Leute spüren. Wir hören das Schneiden des Brotes und sehen in die glücklichen Gesichter der Kunden.
„Wir sind eine Familie geworden …“, betonte Djamila, eine der zwei Inhaberinnen während unseres Interviews. Alles schön und gut, doch was steckt hinter den Kulissen des berühmten Cafés, das insbesondere bei internationalen Menschen beliebt ist?
An einem wolkigen Mittag machten wir, Hannah, Nadia, Ayca und Nadja, uns auf den Weg, das Café zu besuchen. Wir trafen uns mit Ina und gingen zusammen hin. Schon vorher haben wir uns die Rezensionen durchgelesen. ,,Chefin schmeißt Teller auf den Tisch!“ (…), war eine der negativen Bewertungen. Wir waren gespannt auf das, was uns erwarten wird. Wir betraten das Barettino und eine angenehme Atmosphäre kam uns direkt entgegen. Djamila, eine der Inhaberinnen, befand sich an der Theke des Cafés im Eingangsbereich und machte einen Cappuccino. Wir wurden herzlich von ihr und den Kunden begrüßt.
Sie lächelten uns an und unsere Nervosität verschwand aus der Luft. Direkt fielen uns die religiösen Zeichen wie Statuen von Jesus und Maria ins Auge. Schon vor unserem Besuch wurden wir darauf aufmerksam, dass die Inhaberinnen gerne religiöse Symbole nutzen. Was uns dabei auffällt, ist die etwas kritikfähige Darstellung der geschminkten Nonne, welche fast schon halbnackt auf einer Bank sitzt. Zum einen stellt es die Freiheit einer Frau dar, doch die Nonne als attraktiv „anziehende“ Figur zu benutzen ist unserer Meinung nach nicht gut getroffen bzw. ziemlich unpassend. Dabei stellt sich auch die Frage: Woran erkennt man den Bezug zur Nachhaltigkeit des Cafes? Tatsächlich nur eine Werbestrategie?
Das „umweltbewusste“ Café ,,Barettino“ wird von der Italienerin Maria und der Deutschen Djamila geleitet. Vor sieben Jahren kamen sie zum Entschluss, ihr eigenes Café zu eröffnen. „Wir hatten keine Lust mehr, für andere zu arbeiten. Wir wollten unser eigenes Ding machen!“, sagte Djamila. Schon vorher hatten beide Geschäftserfahrung und arbeiteten nebenberuflich in Cafés, bis sie sich schließlich zusammen getan haben. Ihr Name, „Barettino“, leitet sich vom Italienischen ab, was soviel wie „kleine Bar“ bedeutet.„Wir wollten eigentlich kein großes Café machen – ganz im Gegenteil, wir wollten nicht mal Essen verkaufen. Es hat sich aber alles so ergeben und wir könnten nicht glücklicher sein!„, antwortete Djamila mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht.
2012, als sie offiziell die Türen ihres Cafés öffneten, mussten sie sich viel Geld leihen.
„Der Anfang war schon eine große Herausforderung. Es war mit dem Geld knapp und so interkulturell war Kreuzberg nun auch nicht. Wir stehen jeden Tag vor Herausforderungen, da kann man Jahrzehnte Erfahrung in dem Bereich haben, ein Kinderspiel wird es nie sein.“
Sie blieben aber stark und erzählten offen, wie man am besten gegen Probleme auf dem Arbeitsmarkt vorgehen sollte. Man sollte „zugreifen“, laut Djamila, und nie weglaufen. Finanziert wird ihr Café durch ihre Kunden. Besonders aufgefallen waren uns die enge Beziehung zwischen ihr und den Gästen, wie leidenschaftlich sie auch nur einen Kaffee zubereitete, fanden wir bewundernswert.
Weltweit hungern 821,6 Millionen Menschen. Etwa 9 Millionen davon sterben Jährlich an Hunger, was einem Todesfall rund alle drei Sekunden entspricht. Betroffen sind häufig sogar Kinder unter fünf Jahren. Allein in unserer Bundesrepublik werden jedes Jahr rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Das sind ungefähr 55 Kilogramm pro Person. Wenn wir nicht bereit sind, unseren Einkauf besser zu planen oder krummes, optisch unschönes Gemüse zu kaufen, können wir der Lebensmittelverschwendung kein Ende setzen. Genau so finden es die Inhaberinnen des „Barettino“, denn sie setzen auf vegane und nachhaltige Speisen und Lebensmittel.
Djamila: „Europa ist gar kein nachhaltiger Ort. Unsere nächst kommende Generation würde sich auf solch einem Planeten nicht wohl fühlen und ich bin beschämt über den Fakt, dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich überhaupt nicht um unsere Umwelt kümmern.“
Djamila und Maria scheint unsere Umwelt nicht egal zu sein.
„Die momentane Situation mit Lebensmittelverschwendung ist sehr kritisch.“, war einer der Sätze, die Djamila geäußert hat. „Deshalb haben wir nur regionale Milch, schmeißen kein Essen weg und unser Kaffee ist fair trade. Plastik nutzen wir sowieso nicht!“,
war die Antwort auf unsere Frage, ob sie tatsächlich versuchen, nachhaltiger zu leben. Auch in ihrem Privatleben achten sie darauf, möglichst kein Plastik zu kaufen und wenn es geht, sogar komplett darauf zu verzichten. Sie halten nichts davon, Nahrung wegzuwerfen.
Es stehen einem diverse Möglichkeiten zur Verfügung, sein Essen zu entsorgen, ohne dass es in der Tonne landet. „Foodsharing“ ist eine bekannte Möglichkeit. Tauschen und Verschenken, sind die Prinzipien der Shareconomic (share=teilen). Auf spezialisierten Portalen – wie z.B. www.foodsharing.de – kann jeder Lebensmittel anbieten, die zu Hause, im Restaurant, Café, so wie es die Inhaberinnen des Barettino tun, übrig geblieben sind.
„Tonnen-Tauchen“, so nennt man das Suchen von noch genießbaren Lebensmitteln in Tonnen und Containern. Besonders junge Leute zeigen großes Engagement und immer mehr Menschen befassen sich mit den vielseitigen Möglichkeiten, um Lebensmittelverschwendung endlich ein Ende zu setzen.
Vielleicht können wir nicht sehr viel ändern, aber es lohnt sich immer in kleinen Schritten positive Zeichen zu setzen. Vielleicht wird es immer hungernde Menschen geben, vielleicht werden Menschen die Angewohnheit niemals los, Lebensmittel wegzuschmeißen, die seit einer Woche das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben.
Jedoch ist es wichtig, dass jeder von uns seinen Beitrag zu einem nachhaltigeren Lebensstil abgibt und die nächsten Generationen von uns lernen. Wir sollten nicht in der Vergangenheit stecken bleiben, sondern an die Zukunft denken. Genau jetzt sollten wir anfangen, unseren Teil beizutragen, unseren zukünftigen Kindern ein Leben zu ermöglichen, ohne Hungersnöte, ohne Plastik und Lebensmittelverschwendung. Das Barettino setzt ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung und Plastik. Mach es wie sie und denke an die Zukunft unseres Planeten.
Verfasst von: Nadja Abulatifeh, Hannah Oppermann, Nadia Farhat, Ayca Üngör
Fotos: Nadja , Nadia ,Ayca ,Hannah