Dienstags, 10:30 Uhr, am Albrecht-Dürer-Gymnasium (ADO) im Herzen Neuköllns: Schülerinnen und Schüler aus sämtlichen Klassenstufen und Jahrgängen lassen ihr Schulhalbjahr mit der Projektwoche ausklingen. Sie gehen in eines der vielen, von Lehrern angebotenen, Projekte oder die von „Mehr als Lernen“ (M.a.L.) besonders erstellten und in die Zukunft blickenden Förderungsmaßnahmen und besuchen diese zumeist ab 8:30 Uhr.
Nun mag man möglicherweise Folgendes hinterfragen: „Mehr als Lernen“, nur ein blöder Leitspruch oder doch ernsthaft möglich? Vorweggenommen: Ja, tatsächlich ist diese Bildungsinitiative mehr als nur stumpf zu lernender Stoff. Wie dies jedoch geschieht, werde ich im weiteren Verlauf meines Berichts – basierend auf geführten Interviews und eigen gesammelten Eindrücken – offenlegen.
Unter anderem setzen sich die Schüler/-innen im Programm von „Mehr als Lernen“ praxisorientiert mit der eigenen Zukunft auseinander, im Rahmen des Programmbereichs der Zukunftsorientierung. Dies wird insofern gefördert, indem man bspw. seine Talente und schulischen Leistungen zusammenträgt, um einen nach Interesse geprägten Plan zu schmieden. Die Inhalte und Methoden zielen darauf ab, dass die teilnehmenden Schüler und Schülerinnen die Selbstverantwortung in ihrem Leben erkennen. Durch erlebnispädagogisches Lernen lernen die Schüler und Schülerinnen, dass es einfach ist, die ersten Schritte in Richtung Zukunft zu gehen und dass es Spaß macht, sich mit seiner Zukunft auseinanderzusetzen. Dabei sind den Organisatoren konkrete Erfolgserlebnisse wichtig, damit eine Motivation zur weiteren eigenständigen Anwendung des Erlernten entsteht.
Auch bietet man den teilnehmenden Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit, ihre Potenziale zu entdecken, wobei man sie mit alltagstauglichen Beispielen und Erfahrungen an die Hand nimmt, damit sie sich langfristig entfalten können. Die konkreten inhaltlichen Schwerpunkte der Einzelnen werden dabei auch weitestgehend nach Interesse der teilnehmenden Schülern und Schülerinnen festgelegt, was dadurch erreicht wird, indem man in einer „Fragerunde“ die Interessen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen erfragt und ein auf deren Interesse abgestimmtes Verfahren konstruiert. Eines der behandelten Themen war dabei die Studien- und Lebensfinanzierung. Dabei waren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sehr an den Kosten eines Lebens nach der Schule interessiert, weshalb man eine weitestgehend realistische Liste dieser Kosten den Schülern und Schülerinnen aufzeigte.
Als ich die Schüler und Schülerinnen im Kreis sitzen sah, versuchten sie dabei praxisorientiert ein Bild für die eigene Zukunft zu entwerfen: Im Format einer Potenzialanalyse erstellten die Teilnehmenden ein Ich-Profil (Wer bin ich?, Was kann ich?, Was will ich?), analysierten Interessen und Neigungen und leiteten daraus eigene Potenziale und Stärken ab.
Auch das Training der sozialen Kompetenzen ist Teil dieses Programms. Dabei verschaffen sich die teilnehmenden Schüler und Schülerinnen in einem Berufe – Parkour einen Überblick über die Berufswelt. Darauf aufbauend planen die Schüler und Schülerinnen die nächsten Schritte für die Gestaltung der eigenen Zukunft. Alle Teilnehmenden nehmen somit auch einen persönlichen Fahrplan aus dem Seminar mit.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen begeben sich somit also wortwörtlich auf die Reise ihres zukünftigen Lebens und erkennen dabei ihre Stärken, Talente und kommen so über ihre Interessen ins Gespräch. Außerdem wird über eine Lebensvision gesprochen. Wichtig sind dabei die Förderung von Selbstkompetenz und die Vermittlung kreativer Entscheidungshilfen, um so eine reflektierte und konstruktive Auseinandersetzung mit den eigenen Wünschen und Vorstellungen zu ermöglichen.
Die erarbeiteten Ergebnisse flossen selbstverständlich in das persönliche Profil mit ein. Die Profile wurden in der Gruppe vorgestellt, um sich anschließend gegenseitig mit passenden Berufsideen zu beschenken. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen nahmen einen Fahrplan mit konkreten umsetzbaren Schritten mit.
Schlussendlich lässt sich feststellend sagen, dass das Förderprogramm „Mehr als Lernen“ tatsächlich mehr ist, als nur stumpfes und nerviges Zuhören und Auswendiglernen. An die Teilnehmenden wird appelliert, wie man zu wirtschaften hat, was für soziale Aspekte auf einen nach der Schule warten und dass man vor allem seine „20er – Jahre“ bestmöglich nutzen solle, da diese äußerst zukunftsentscheidend sind.
Jedoch beruht das Programm nicht nur darauf. Gerade der praktische, aktive und individuelle Umgang mit den Schülern und Schülerinnen macht den Unterschied zum „normalen“ Lernen aus. Durch die Einbeziehung der Schüler und Schülerinnen werden das Interesse und die Philosophie dieses Projektes deutlich. Ziel ist und bleibt es, jeden der Teilnehmer und Teilnehmerinnen über das zukünftige Leben aufzuklären, individuelle und vor allem realisierbare Pläne zu erstellen, aber jeden/jede auch auf ein spannendes, herausforderndes und lohnenswertes bald bevorstehendes Leben vorzubereiten.
Somit lässt sich abschließend sagen, dass dieser Kurs für Diejenigen geeignet ist, denen ein zukunftsorientierter und individuell auf Interessen basierender Kurs wichtig ist.