Ein Beitrag von Samet Tekin und Noah Bishop
Liebe Leserinnen und Leser, sind Sie eine der Personen an den Schule, die immer über alles Bescheid wissen und auf dem neuesten Stand sind? Oder gehören sie zu den Anderen, die immer erst, nachdem das Thema oder die Informationen veraltet ist, mitbekommt, um was es überhaupt geht? Genau dafür helfen im Allgemeinen die Schülerzeitungen.
Wie der Name schon verrät, werden diese Zeitungen von Schüler*innen herausgegeben. Sie erscheinen wöchentlich oder monatlich und man erhält sie mit einer kleinen Spende, in Form von paar Mark (oder Euro), um über die aktuellen Themen informiert zu werden. In diesem Blogbeitrag geht es genau darum und wir berichten darüber, welche Schülerzeitungen sich im Laufe der Jahrzehnte an der ADO etabliert haben oder auch einen Skandal auslösten …
Die „Pauke“ oder „Blech-Pauke“?
An unserer Schule begann alles mit der ersten Ausgabe der “Pauke”, die im März 1959 erschien, also vor 64 Jahren. „Die Pauke“ wurde im Laufe der Schülerzeitungs-Ära an der ADO zu einer der bedeutendsten Publikationen.
In der ersten Ausgabe, in der Horst Danker Chefredakteur wurde, ging es um die aktuellen Ereignisse, die in der Schule stattgefunden haben. Das Erste, worüber Bericht erstattet wurde, war das Kostümfest an der ADO, das sehr erfolgreich verlaufen sein soll. Neben den Themen, die direkt die Schule und ihre Schüler*innen betrafen, gab es auch Berichte, die Außerschulisches betrafen, aber trotzdem für die Schüler *innen wichtig waren (z.B. ein Bericht über die Fraktion im Berliner Schülerparlament). Das Dritte, das uns beim Lesen der Zeitung auffiel, war, dass man schon in der ersten Ausgabe darauf geachtet hat, etwas Spannendes in die Schülerzeitung einzubauen – denn Horst Danker und sein Team waren auf die Idee gekommen, ihren Leser*innen ein Kreuzworträtsel anzubieten.
Entwicklung unserer Schülerzeitungen
„Die Pauke“ war bis 1971 die einzige Schülerzeitung an unserer Schule, bis auf eine kurze Episode, als es eine Konkurrenz durch die sogenannte „Blech-Pauke“ gab, die durch Schüler*innen des Abiturjahrgangs 1969 herausgegeben wurde. Wir vermuten, dass der Titel auf den Roman von Günter Grass (1959 veröffentlicht) die „Blechtrommel“ anspielt, der sehr kritisch das Aufwachsen und Leben der Hauptfigur schildert, der u. a. mit dem Spiel seiner Blechtrommel die Erwachsenen (sehr) irritiert. Die „Blecht-Pauke“ hatte nur einige, wenige Ausgaben und verstand sich als kritische Version der Schülerzeitung, weniger angepasst und der Schulleitung hörig. Das Abitur 1969 war von einem Skandal begleitet: Während der Abiturrede des Schülers Ditmar Staffelt verließen die Lehrer*innen bis auf wenige Ausnahmen die Aula aus Protest gegen die ihrer Meinung nach unverschämten Forderungen der Schüler*innen, vor allem nach Mitbestimmung und Transparenz.
Der Bestand des Schularchivs weist eine Lücke auf: Jedenfalls ist eine Lücke von vierzehn Jahren zu verzeichnen, bis die nächsten “Big-Player” in das Schülerzeitungsgeschäft eingestiegen und die ersten Wettkämpfe begangen. 1985 erschienen die ersten Exemplare der “Zeitbombe”, wie sich die Zeitung nannte. 1991 stiegen auch die „Analphabeten“ ein und lieferten die neuesten Themen. Die aktuellste Zeitung, die veröffentlicht wurde, war der „Dürer!“, der zu Beginn der 2000er Jahre erschien und sich etablierte.
Same, same – but different?
Doch wie genau unterscheiden sich die Schülerzeitungen über die den Jahrzehnte jetzt voneinander? Diese Veränderungen ist an vielen Aspekten zu erkennen. Wir haben drei Zeitschriften aus verschiedenen Jahren als Beispiele gewählt:
– a.) „Die Zeitbombe III“
– b.) „Die AnAlfabeten (ninety-five) aus dem Jahr 1992
– c.) „Dürer! 2.0“ aus dem Jahr 2009
Der erste und offensichtlichste Unterschied ist das Layout. Über die Zeit wurden die Zeitschriften zunächst schwarz-weiß, später dann farbig hergestellt. Zeichnungen wurden durch Bilder ersetzt und an der Stelle einer Schreibmaschine oder der Handschrift wurde ein Computer verwendet. Durch das Vereinfachen der Gestaltung kann man einen klaren Unterschied zwischen den Ausgaben aus den Jahren 1992 und 2009 erkennen. Aus einer schlichten, einfachen Gestaltung, wurden große und aufwendige Gestaltungsmittel. Das Strukturieren der Zeitschriften wurde auch immer organisierter. Anfangs war der Inhalt noch relativ kreuz und quer im Heft verteilt, zum Ende hin aber gut überschaubar zu finden. Als Beispiel: Werbung wurde bei den älteren Exemplaren handschriftlich eingefügt, war unordentlich und hat das Layout massiv gestört. In der „Dürer!“-Ausgabe hingegen wurde die Werbung sauber und harmonisch eingefügt.
Skandal um den „Dürer!“
Doch es ist vorhersehbar, dass nicht alles immer glatt lief, wie das folgende Beispiel zeigt. Es ging um eine Ausgabe des „Dürer!“ im Jahr 2007. Was war los und wieso ist dieses Exemplar so besonders?
Zensiert sei diese gewesen, so wird die Ausgabe bezeichnet. Und dass auf Grund von Niklas Wuchenauer. Er ist der Verfasser der Zeitschrift und ließ sie drucken, ohne die Inhalte vorher mit der Schulleitung zu teilen. In der Zeitung äußerte er sich in kritischen Berichten über die Schülersprecherwahlen beim obligatorischen Treffen mit der Schulleiterin, welche darauf hin die Ausgabe des „Dürers!“ verbot, bzw. die Veröffentlichung der kritischen Inhalte stoppte. Dies führte zu einer Rebellion in der Schülerschaft, an welche die Schulleiterin ungern zurückdenkt. Sie erinnert sich gut daran, wie die Schüler*innen durch die Flure marschiert sind, um Unterschriften zu sammeln. Der Konflikt ging so weit, dass das Team der Redaktion (sechs Schüler*innen) zum Ende des Jahres die Schule wechselte. Florian Siebeck, ein Teil des Teams, sagte später, auch selbstkritisch: „Rückblickend erkenne ich aber, dass vieles, was wir da brachten, in den Bereich der Beleidigung fiel und einige andere medienrechtliche Straftatbestände abdeckte.“ Die damalige Schulleiterin Frau Urte Schoenwälder (1996-2009 Schulleiterin) forderte: „Es muss einen betreuenden Lehrer geben, der einem jungen Menschen erklärt, wann er entgleist.“ Spätestens ab diesem Zeitpunkt war es vor allem Herr Preuß, der zusammen mit der Redaktion die Ausgaben des „Dürers!“ betreute.
Schülerzeitungen heutzutage
Wie ist es den heutzutage mit den Schülerzeitungen an unserer Schule? Leider ist es so, dass Ausgaben des „Dürers!“ nur bis zum Jahr 2009 im Archiv überliefert sind. Dieser hat aber bis ca. 2015 bestanden.
Doch in jedem dunklen Tunnel ist ein Licht am Ende: Nach einem Interview mit Herrn Preuß wurde klar, dass er mit einem Team daran arbeitet, die Ära der Schülerzeitungen 2023 wiederzubeleben und neue Zeitungen zu veröffentlichen. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und werden diese Sache weiterverfolgen.
Side Facts über die Schülerzeitungen
• Wusstet ihr das der „Dürer!“ die erste Schülerzeitung war, die immer mehr Wert auf Unterhaltung gesetzt hat? Sie hat zum Beispiel Lehrer-Bewertungen eingebaut und dann auch die „Lehrkraft des Monats“ gekürt. Aber auch Lehrer-Zitate, die entweder komisch oder lustig waren, wurden nicht ausgelassen…
• Die ersten Schülerzeitungen haben zu Beginn nur 50 Pfennig gekostet, doch mit der Zeit wurden sie teurer: Die „Pauke“ hat schon einige DM gekostet.
• Werbung war etwas ganz Normales in den Schülerzeitungen, denn dadurch konnten kleinere Läden durch ein wenig Werbung profitieren und die Schülerzeitungen konnten durch das eingenommene Geld ihre Produktion
verbessern.
Mit diesen Side Facts sind wir am Ende dieses Blog-Eintrags und wir hoffen, dass ihr jetzt etwas mehr über die ADO wisst. Falls euch der Beitrag gefallen hat, dann seid gespannt bis das ADO-Journal den nächsten Eintrag veröffentlicht.