Ein Beitrag von Lorenz Völker
Woher wissen wir eigentlich, dass die ADO 125 Jahre alt wird?
1983 feierte die Schule 75 und 1999 100 Jahre ADO. Über dem Eingang der Schule steht aber „Städtische Oberrealschule“ von 1907? Wie passt das alles zusammen? Eine Antwort ist, dass das Gebäude eine Art „Filiale“ des Kaiser-Friedrichs-Gymnasium (heute Ernst-Abbe-Gymnasium) war: Neukölln benötigte Ingenieure, die neue Schulform „Oberrealschule“, in der besonders Naturwissenschaften und Fremdsprachen unterrichtet wurden, sollte hier Abhilfe schaffen. Das Gymnasium wurde 1899 geründet, also vor 124 Jahren. Die Namensgebung in Albrecht-Dürer-Oberschule (Gymnasium) erfolgte noch in den zwanziger Jahren.
Leider ist nicht mehr viel überliefert von dieser langen und traditionsreichen Schulgeschichte. Bisher hat es zwei Versuche gegeben, die Geschichte der Schule zu erforschen und dokumentieren: 1983 veröffentlichte der Lehrer Ekkehard Meier ein sehr akribisch recherchiertes und mit vielen Quellen illustrierten Buch über die Geschichte der Schule bis 1950. Diese Publikation ist goldwert und gleichzeitig ein rares Gut. Denn: Leider sind die Quellen, auf denen das Buch beruht verschwunden, einfach nicht mehr aufzufinden. Wir vermuten, dass die Schule diese weg geschmissen hat. Ekkehard Meier arbeitet gekonnt die Konflikte und Entstehungsbedingungen heraus, die ein Gymnasium im Arbeiterbezirk Neukölln zu bestehen hatte und dessen Geschichte besonders machen. Neukölln war bis 1933 führend in fortschrittlicher Pädagogik, erst die Nationalsozialisten machten alle (Schul-) Reformen rückgängig. Die ADO war dagegen eine angepasste Schule, die, im Gegenteil, das System unterstützte.
2016 präsentierten dann die Schüler*innen des WPU-Kurses GeWi des Schuljahres 2015/16 ihre Ergebnisse: Sie hatten Geschichten und Personen der ADO aus den Jahren 1950 bis 1972 erforscht. Und vor allem Personen portraitiert. Ziel dieses Projekts war es nicht, vergleichbar dem Buch von 1983, die Geschichte zu erforschen, sondern zu nächst Material zu finden und aufzubewahren. D.h. über die Erzählungen der Ehemaligen und deren Schenkungen an die Schule entstand überhaupt erst ein Schularchiv, das die Schüler*innen mit Hilfe der Archivar*innen des Landesarchivs Berlin, Frau Anne Rothschenk und Frau Marlene Schnurr, eingerichtet haben. Die Schüler*innen haben – unter professioneller Anleitung – entschieden, was und wie aufgehoben wird. Haben alle Archivalien „verzeichnet“, d.h. mit einer Nummer versehen und dann in extra Archivmappen- und Kartons verstaut, natürlich beschriftet. Sie haben gelernt, dass man in einem Archiv nicht nach Themen recherchieren und suchen kann. Man muss sicher vorher oder mit Hilfe der Archivare überlegen, wer Informationen über das Thema, das man sucht, verfasst haben könnte. Unser Thema ist die Geschichte der Schule. Daher lag es auf der Hand, das Material, das über die Schulgeschichte erzählt (Zeugnissen, Hefte, Arbeiten, Schülerzeitungen, Fotos, Klassenlisten, Personalakten von Lehrer:innen usw.) danach zu ordnen, wer dieselben produziert hat. Also nach Schüler- und Lehrer*innen und der externen Quellen.
Der Schlüssel zum Schularchiv: Das Findbuch
Die Archivalien im Schularchiv umfassen vielfältige Quellen aus der gesamten Zeit des Bestehens der ADO. Diese sind nun in einem „Buch“ verzeichnet, in dem man etwas „finden“ kann. Also in einem „Findbuch“, wie es in der Archivfachsprache heißt. Diese Liste enthält eine Übersicht, die den Nutzern hilft zu wissen und zu verstehen, wer, was über die ADO „produziert“ oder „angefertigt“ hat. Auf den ersten Blick vielleicht eine etwas ungewöhnliche Art zu denken, um etwas zu finden, die aber Sinn macht. Alle Archive auf der Welt sind so geordent.
Die Archivalien wurden von ehemaligen Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie auch von Schulbehörden angefertigt. Diese sind vor allem in den Jahren 1945-1970 entstanden. Sie beinhalten insbesonderem Schülerzeitungen und Abiturbücher, Abitur- und Klassenarbeiten, Lebensläufe von Schülerinnen und Schülern, Schulhefte, Klassenbücher, Protokollbücher und Klassenfotos. Aber auch Personalakten und Materialien zum Bezirk Neukölln lassen sich darin finden.
Aus den Archivalien erfährt man, wie sich das Schulsystem in der Vergangenheit gestaltete. Man lernt darin etwas zur Geschichte der Schule, zum Schulunterricht in der Vergangenheit, zu dem sozialen Hintergrund der Schülerinnen und Schüler und zu ihrer politischen Meinungen, die besonders in den Schülerzeitungen gedruckt wurde. Die Unterlagen des Schularchivs wurden größtenteils auf dem Dachboden des Schulgebäudes gefunden. Die Schule hat aber auch Unterlagen durch mehrere Schenkungen von ehemaligen Schülerinnen und Schülern erhalten.
Wie und wo kann ich das Schularchiv nutzen?
Die fertigen Archivalien werden im 4. Stock des Schulgebäudes, im Raum 305, in einem Schrank aufbewahrt. Jedes Schulmitglied hat die Möglichkeit diese Archivalien zu benutzen. Auf Nachfrage können auch Gäste in den Archivalien des Schularchivs recherchieren. Für die Recherche stehen dieses Findbuch sowie eine Excel-Datei auf dem zentralen Laufwerk der Schule zur Verfügung. Darin sind die Archivalien nach einer Klassifikation (siehe Seite II) geordnet. Daten in eckigen Klammern weisen darauf hin, dass die Angabe nur eine Schät-zung ist.
Weitere Quellen zur Schulgeschichte der ADO lassen sich an den folgenden Orten finden:
– Der Keller der ADO (z.B.: Schülerarbeiten)
– das Lehrerzimmer der ADO (z.B.: Unterrichtsmaterialen)
– das Sekretariat der ADO (z.B.: Schülerakten, Personalakten)
– die Schulbibliothek (z.B. Bücher über die Schule, Unterrichtsmaterialien)
– ehemalige Schülerinnen und Schüler (z.B. Leihgaben oder Schenkungen)
– ehemalige Lehrerinnen und Lehrer (z.B. Leihgaben oder Schenkungen)
– das Landesarchiv Berlin (z.B.: Lehrerpersonalakten, Bauakten zur Schule)
– das Museum Neukölln (z.B.: Fotografien zur Schule).