Nicht viele empfinden die Wiedervereinigung als gelungen: Manche Menschen fühlen sich z.B von den „Wessis“ ausgegrenzt – oder manche „Wessis“ fühlen sich den „Ossis“ überlegen. Es ist also ganz eine Frage der Perspektive, ob die Wiedervereinigung nun wirklich von jedem als solche gesehen wird. Dazu haben wir den Rechtsanwalt, Boris Benzmann befragt. Boris ist im Westen Berlins geboren und aufgewachsen. Er ist also ein „Wessi“. Die Fragen und seine jeweiligen Antworten präsentieren wir hier:
Außerdem gaben wir ihm folgende Schlagwörter, zu denen er Antworten aufschreiben sollte, die ihm spontan einfielen:
ENDLICH WESTEN (Zeitgewinn): „Wenn man von West- Berlin in die übrige Bundesrepublik wollte, musste man durch die DDR fahren. Dies hieß lange Grenzontrollen, schikanen durch die Grenzkontrolleure und Tempolimit auf der Autobahn schneller. Das ging nach dem Mauerfall schneller. Für mich war es also eher, endlich schneller in den übrigen Westen zu kommen.“
VERTRAUEN (Fehlende Basis): „Da fehlt es sogar jetzt für die ältere Generation immer noch an einer Grundlage, weil das Aufwachsen in verschiedenen Systemen halt sehr prägt.“
AUFARBEITUNG (Wichtig): ,,Sowohl die Vor-und Nachteile der DDR, als auch die Fehler bei der schnellen Wiedervereinigung, die tatsächlich eher eine Vereinnahmung, der DDR darstellte, sind zu untersuchen und daraus zu lernen.“
AUFBRÜCHE (Chancen oder Suche): ,,Auf beiden Seiten neues kennenzulernen. Menschen, Landschaften, Leben und Lebensentwürfe.“
ABWICKLUNG (Marktgesetze): „Das Scheitern der Planwirtschaft bedingte Betriebsschließungen, Arbeitsplatzverluste etc. – auch wenn es nicht so in allen Branchen zugunsten des Westens hätte erfolgen müssen.“
VERLUSTE (Gewinn): ,,Wo einer verliert, gewinnt ein anderer – oft auf Kosten ostdeutscher Bürger.“
RECHTSRADIKALISMUS (falscher Nationalstolz): ,,Gerade die Lehren aus der Geschichte dürfen solches nicht wieder hoffähig machen und es ist kein Problem ausschließlichder östlichen Bundesländer. Es gab doch außer der SED keine Alternativen und eine Enttäuschung über die Alternativen nach der Wende,die einzelne nicht das erfüllten, was sie sich versprachen, erklärt ein wenig die Verdrossenheit und Suche, die in solcher (und auch andere) Radikalität enden können.“
VEREINT (Prozess): ,,Das ist ein langer Prozess und noch immer nicht abgeschlossen.“
UNVOLLENDET (noch): ,,Aber möglich.“
Ein Beitrag von Warda und Tavin