Wie entsteht eigentlich ein Interview? Am 10. September 2021 war in den 7./8. Klassen die Schriftstellerin und Journalistin Mirna Funk in der Medienwerkstatt zu Gast und wir haben gemeinsam erarbeitet, wie ein Interview entsteht und worauf man als Journalist*in achten muss, wenn man ein Interview führen und veröffentlichen will.
Als Vorbereitung auf unseren Besuch im Jüdischen Museum Berlin haben wir Infos zu der israelischen Regisseurin und Drehbuchautorin Yael Reuveny recherchiert und uns Fragen an sie überlegt. In der Dauerausstellung befindet sich von ihr die Video-Installation „Vier Fragen“, die wir uns dort ansehen wollen.
Vor dem Interview
- Recherchieren: Biografische Angaben notieren, andere Interviews mit der Person lesen, gucken, was die Person schon geschaffen hat.
- Ziele überlegen: Was ist interessant betreffend diese Person und ihr Schaffen? Was möchte ich mit dem Interview mitteilen? Was ist das Ziel des Textes? Was könnten andere (z.B. die Leser*innen) interessant oder spannend finden? Was/Welche Info gab es noch nicht zu dieser Person?
- Bezüge herstellen: Welche aktuellen gesellschaftlichen Fragen oder Ereignisse kann ich mit dem Interview oder der Person verbinden?
- Kontakt herstellen: Über soziale Medien (Twitter, Instagram, Facebook), über das Impressum der Webseite der Person, über den Verlag oder die Agentur/Galerie/Museum, die die Person vertritt – NICHT AUFGEBEN!
- KURZE Mail: sich selbst vorstellen, den Grund für die Anfrage nennen. „Ich muss das Interview bis … schreiben, es wäre schön, wenn Sie sich asap (as soon as possible) melden..“ Noch kein genaues Datum nennen, erst mal fragen, ob die Person bereit zu einem Interview wäre.
- Plan B bereithalten: Vielleicht kann oder will die Person nicht. Zwei Tage warten, falls ihr eine Deadline habt, und dann die Person anschreiben, die ihr euch als zweite Möglichkeit überlegt habt. Am besten schon für den Pitch in der Redaktion eine zweite Person überlegen.
- Termin abmachen, Medium überlegen: Ein Interview kann persönlich, via Telefon, per Video oder schriftlich (E-Mail) geführt werden.
- Klären: Möchte die Person die Fragen schon vorher haben und sich auf das Interview vorbereiten?
- Fragen notieren: Etwa 16 Fragen bringen etwa eine Stunde Interview (viel mehr sollte es nicht sein).
- Fragen überlegen: Zum Beispiel: Was ist eine gute Einstiegsfrage?
Während des Interviews
- Dokumentieren: Mitschreiben, Audio aufnehmen (mit einem Diktiergerät oder Handy), Video aufnehmen (für die O-Töne/Zitate)
- Gut zuhören und nachfragen: Wenn ihr etwas genauer wissen wollt, fragt gleich nach.
- Respektvoll bleiben: Ob ihr mit der Person einer Meinung seid oder nicht – ihr bleibt neutral. Wenn ihr merkt, dass das Gespräch schwierig ist, überdenkt noch mal eure Strategie – vielleicht solltet ihr die Fragen anders formulieren oder erst einmal andere Fragen stellen.
Nach dem Interview
- Transkription: Für 10 Minuten Audio-Datei braucht man eine Stunde!
- Das Interview aufschreiben, ggf. Sätze kürzen. Ihr könnt auch in Klammern einfügen, wenn die Person bei einem Satz gelacht hat oder etwas Besonderes passiert ist. So wird das Interview lebendiger.
- Autorisieren lassen: Das Interview wird in der Regel noch mal an die Interviewten geschickt, damit sie noch mal bestätigen können, dass ihr es veröffentlichen dürft. Plant dafür also noch mal etwas Zeit ein.
Pitch/Exposé
Das Thema kurz und knackig vorstellen: z.B. für eine Redaktion oder Redakteur*in. Was ist an dem Thema so aktuell und wichtig? Was ist brisant? Was ist neu? Warum könnte es jetzt die Leser*innen interessieren? Warum kannst du das besonders gut?